Mit gerade mal 21 Jahren könnte Kana das sorgenfreie, ausgelassene Leben junger Erwachsener genießen, bloß sie kann es nicht. Teilnahmslos ist sie wohl überall mit dabei, trifft Freundinnen, hängt ihn Clubs ab, geht ihrer Arbeit nach, und selbst die Affaire, die sie zusätzlich zur Partnerschaft pflegt, all dies lässt sie unbeteiligt und gleichgültig zurück. Ihre Mitmenschen empfinden sie als schwierig, auch ihr Freund, der sie in der gemeinsamen Wohnung liebevoll umsorgt. Kana kann mit dieser Art von Fürsorge nicht umgehen, ein Partnerwechsel ist aber auch nur ein weiterer Ausdruck der zersetzenden Gleichgültigkeit, der sie ausgeliefert ist. Eine diffuse psychiatrische Diagnose kann die Ziellosigkeit der jungen Frau nicht in die erhofften Bahnen lenken und auch in ihrem Besitzanspruch konkurrierende Boyfriends helfen hier nicht enorm, sondern lassen die Destruktivität ihrer Beziehungen fortwährend eskalieren. Das Verlangen nach kathartischer Reinigung wächst in ihr, was für den Moment aber bleibt, ist die Sehnsucht nach einem Wasserloch in der Wüste.

Die Regisseurin Yōko YAMANAKA erstaunte 2018 das Publikum beim Festival in Berlin (und danach auch bei Japannual) mit ihrem Erstlingswerk Amiko. Damals war sie gerade mal 20 und ihre quirky No-Budget Romanze verzauberte verhärtete Festivalherzen. Nun ist auch sie erwachsen geworden, die Leichtigkeit ist für ihren zweiten Film Desert of Namibia einer ernsthaften Auseinandersetzung mit einem psychisch komplizierten Charakter gewichen. Yuumi KAWAI meistert die schwierige Aufgabe der ambivalenten Darstellung der charakterlich herausgeforderten jungen Frau meisterlich. KAWAI ist in diesem Jahr bei Japannual auch als A Girl Named Ann zu sehen und war auch in den vergangenen Jahren of bei Japannual zu finden (A Man, A Hundred Flowers, Plan 75). Für letzteren Film war sie mehrfach als beste Nebendarstellerin nominiert, ebenso für A Balance 2022. Auch für ihre Rolle in der Netflix Serie Extremely Inappropriate! (2024) ist sie hierzulande bekannt.