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GAKURYŪ ISHII

Mo, 7. Okt. • 20:00

Di, 8. Okt. • 21:20 & 23:10

Gezeigte Werke:
 
CRAZY THUNDER ROAD

狂い咲きサンダーロード

Japan 1980, 98 min.

Regie: Gakuryū ISHII

Drehbuch: Mitsuhiko AKITA,  Masumi HIRAYANAGI,  Gakuryū ISHII

mit Tatsuo YAMADA, Yōsuke NAKAJIMA, Kōji NANJŌ, Michiko KITAHARA, Masamitsu OHIKE, Nenji KOBAYASHI, Mitglieder der „Maboroshi Kamikazes“ und deren Motorräder

 


½ MENSCH

半分人間

Japan 1986, 58 min.

Regie: Gakuryū ISHII

Drehbuch: Gakuryū ISHII, 

Gorō NAKAJIMA, Fumiaki NAGASHIMA

mit Alexander Hacke, Blixa Bargeld,

FM Einheit, Marc Chung, N.U. Unruh („Einstürzende Neubauten“), Mitglieder der Butō-Gruppe Byakko-Sha

THE BOX MAN

箱男

Japan 2024, 120 min.

Regie: Gakuryū ISHII

Drehbuch: Kiyotaka INAGAKI,

nach dem Roman von Kōbō ABE

mit Masatoshi NAGASE, Tadanobu ASANO, Kōichi SATŌ, Ayana SHIRAMOTO, Kiyohiko SHIBUKAWA, Yūko NAKAMURA

Bird of Fire:
Motorradgangs, wilde Berliner, und Menschen in Kisten
3 Filme von Gakuryū ISHII (aka Sōgo ISHII)​

kuratiert und Texte von Claudia Siefen-Leitich

Gakuryū (Sōgo) ISHII wurde 1957 geboren und wuchs in Hakata auf der Insel Kyushu auf. Er verbrachte seine Teenagerjahre als Teil der Punkrock-Bewegung, die in dieser Region entstand, sang und spielte Gitarre. 1977 zog er nach Tokyo, schrieb sich an der Nihon Universität ein und gründete mit Studienkollegen die Kyōeisha (Crazy Film Group). Er lieh sich die Ausrüstung der Schule, um seine eigenen 8mm- und 16mm-Kurzfilme zu drehen, die den Stil und die Philosophie seiner Punk-Wurzeln widerspiegeln sollten. Seine Familie war arm und ISHII besuchte die Universität mit einem Stipendium und einem Teilzeitjob. Von Anbeginn zeigte er seine Filme in einem Theater oder einem öffentlichen Saal. Das Eintrittsgeld, das er bekam, wurde für den nächsten Film verwendet. Ohne das Publikum konnte er seinen Lebensunterhalt nicht bestreiten, geschweige denn die Kosten für den nächsten Film. Diese Erfahrung prägte ihn und er ergriff jede Gelegenheit, seine Filme vorzuführen. Als  die Produktions- und Filmverleihfirma Tōei CRAZY THUNDER ROAD kaufte, dachte er endlich daran, tatsächlich als Regisseur zu arbeiten. Heute gilt ISHII als Wegbereiter der Cyberpunk-Bewegung in Japan und hört immer noch gerne Sex Pistols, Son House, The Stalin und Einstürzende Neubauten.

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CRAZY THUNDER ROAD

狂い咲きサンダーロード

Japan 1980, 98 min.

Regie: Gakuryū ISHII

Drehbuch: Mitsuhiko AKITA,  Masumi HIRAYANAGI,  Gakuryū ISHII

mit Tatsuo YAMADA, Yōsuke NAKAJIMA, Kōji NANJŌ, Michiko KITAHARA, Masamitsu OHIKE, Nenji KOBAYASHI, Mitglieder der „Maboroshi Kamikazes“ und deren Motorräder

„Bird of Fire“ von Shigeru IZUMIYA dröhnt durch das Kino, während ISHII’s Studienabschlussfilm die Geschwindigkeit als Kultur definiert, indem er Montagen von Straßenkollisionen und das Vorbeirasen an Stadträndern und Neonlichtern zeigt, ohne hierbei einen Geisteszustand nachbilden zu wollen. Drehende Räder und verwischte Bilder der Stadt, die völlig verschwimmen, wenn die Greaser-Punks auf der Straße sind und Tokyo unsicher machen. Die Idee eines fließenden Blickwinkels gelangt zu ihrem Höhepunkt, wenn die Aufnahmen aus der Eröffnungsmontage im Laufe des Films wiederkehren, vor allem in einem Moment, in dem eine Figur zu halluzinieren scheint. Drei Generationen von Bikern, drei unterschiedliche Sozialstrukturen. Und eine Liebesgeschichte, mitsamt Tunnelblick, aber ohne zu moralisieren. Der Blick über den Tellerrand funktioniert hier schon lange nicht mehr und ist auch nicht erwünscht. Doch: „Ich werde jeden Mann in dieser Stadt wegpusten“, so erklärt der rachsüchtige Jin. Im Kinosessel funktioniert das zumindest gefahrlos!

- Claudia Siefen-Leitich

 

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½ MENSCH

半分人間

Japan 1986, 58 min.

Regie: Gakuryū ISHII

Drehbuch: Gakuryū ISHII, Gorō NAKAJIMA, Fumiaki NAGASHIMA

mit Alexander Hacke, Blixa Bargeld, FM Einheit, Marc Chung, N.U. Unruh („Einstürzende Neubauten“), Mitglieder der Butō-Gruppe Byakko-Sha

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Blixa Bargeld („Einstürzende Neubauten“) hatte ISHII bei der Berlinale angesprochen. Er hatte gerade „Die Familie mit dem umgekehrten Düsenantrieb“ im Kino gesehen und war begeistert. 1985 würden sie in Tokyo auftreten, ober er nicht einen Film dazu machen wolle? Von einer inszenierten Performance zu einem Musikvideo, zu einem Dokumentarfilm zu Live-Konzertmit-schnitten, und wieder zurück! Zum Schluss dann ein Soundcheck und ein tatsächlicher Live-Auftritt in der „Kōrakuen Halle“ in Bunkyō in Tokyo. Der Großteil der Handlung spielt sich in den Ruinen der NAKAMATSU Iron Works ab. Fleisch und Metall. Hände und TV-Geräte. Ein Autoschrottplatz. Butoh-Tänzer. Farbe und Schwarzweiß. Das Originalfilmmaterial gilt als verschollen. Die „Einstürzenden Neubauten“ performen (wir zeigen hier eine rare DVD) unter anderem die Titel „Armenia“, „Sehnsucht“, „Abfackeln!“ und „Der Tod ist ein Dandy“. Es darf getanzt werden!

- Claudia Siefen-Leitich

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THE BOX MAN

箱男

Japan 2024, 120 min.

Regie: Gakuryū ISHII

Drehbuch: Kiyotaka INAGAKI,

nach dem Roman von Kōbō ABE

mit Masatoshi NAGASE, Tadanobu ASANO, Kōichi SATŌ, Ayana SHIRAMOTO,

Kiyohiko SHIBUKAWA, Yūko NAKAMURA

Es ist ein seltsames Trio, das sich in der „ABE Klinik“ eingefunden hat. Sie wollen die Regeln des Lebens erkunden. Vor allem jene Strukturen, die uns kontrollieren, auch Mauern und Kartons, die wir für uns selbst erschaffen, um darin zu existieren. Lässt sich anhand dieser Erkenntnisse das perfekte Verbrechen entwickeln? Man kann sich in einem Karton verschwinden lassen, ein Guckloch reicht, um die Welt zu betrachten. Lässt sich damit Empathie erlangen? Über sexuelle Obsessionen bis zu jener, alles aufzuschreiben, um etwas der Nachwelt zu hinterlassen. Wo beginnt Kommunikation und wo ist sie unmöglich. „Es ist gut, nützlich zu sein“, sagt die junge Yoko an einer Stelle. Um wessen Nutzen es hier geht bleibt unbeantwortet. Und gibt es innerhalb von Zeit und Raum die Möglichkeit, Nähe zu anderen Menschen aufzubauen? Der Soundtrack von Michiaki KATSUMOTO unterstreicht dies, und der Schnitt von Banri Nagase wechselt von einer rasanten Achterbahnfahrt in ein ruhiges Fließen und nimmt Anleihen an die frühen dystopischen Filme ISHIIs.

- Claudia Siefen-Leitich

 

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